„Da, wo im Ländle Politik gemacht wird“

„Da, wo im Ländle Politik gemacht wird“

Stuttgart – Landeshauptstadt und damit der Sitz politischer Willensbildung Baden-Württembergs, wenn man es nüchtern formuliert. Der ein oder andere empfindet womöglich Politik als eben Letzteres: trocken, schwer verständlich, zu bürokratisch. Das geht auch anders! Wie der Stuttgarter Landtag beweist…

Ein bisschen Geschichte vorab

Wie kam es zu unserem Baden-Württemberg von heute?

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land politisch dreigeteilt in die Gebiete Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. Diese hatten bis 1947 eigene, gewählte Vorläuferparlamente. Doch gab es schon im selben Jahr Gespräche über die Schaffung eines Südweststaates, wofür 1951 auch die Abgeordnetenmehrheit stimmte.

Nach der Wahl des neuen Landesparlaments im Jahr 1952, fand die erste Tagung im Eduard-Pfeiffer-Haus (Heusteigstraße) statt, das schon der vorläufigen Volksvertretung Württemberg-Badens als Regierungssitz gedient hat. Als 1953 die neue Landesverfassung in Kraft getreten ist, wurde Stuttgart offiziell zur Landeshauptstadt des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg.

Über die Baulichkeit

Seit 1961 findet man den Landtag in der Konrad-Adenauer-Straße. Das Haus des Landtags gilt als erster Parlamentsneubau der Nachkriegszeit in Deutschland. Es ist seit 1987 unterirdisch mit dem Haus der Abgeordneten verbunden, da ein räumlicher Ausbau erforderlich gewesen ist. In den Jahren 2013 bis 2016 wurde es zudem einer architektonisch ausgestalteten Generalsanierung unterzogen und technisch modernisiert. Kennzeichnend ist besonders die Außenfassade bestehend aus einer Fensterfront, die viel natürliches Licht durchscheinen lässt – ein Sinnbild für Transparenz?

Auch die zentrale Lage vermittelt Nahbarkeit: Eingebettet im Kreis kultureller Sehenswürdigkeiten wie dem Neuen Schloss und sich nah am Hauptbahnhof befindend, ist das Landtagsgebäude den Menschen stets präsent.

Bürgernähe und Offenheit – aber wie?

Wie Georg Schmid es schon sinngemäß formulierte: „Angesichts wachsender Politikverdrossenheit gilt es den Abstand zwischen Politikern und Bürgern zu verringern.“ Um den Austausch zwischen Landtag, Presse und Bürgern zu erleichtern, dessen Arbeit der Öffentlichkeit nahezubringen und politisches Interesse zu wecken, wurde 2017 das Bürger- und Medienzentrum eröffnet. In dem Ausbau ist unter anderem eine Dauerausstellung integriert, durch welche Besucher*innen mittels spielerischer und interaktiver Stationen Spannendes rund um das Parlament und die Politik im Land lernen können.

Im Freien ist außerdem die Agora ein Highlight: Am antiken Vorbild des griechischen Versammlungsplatzes orientiert, bieten ihre Stufen vor dem Zentrum eine gemütliche Sitzgelegenheit für „das Stuttgarter Völkchen“ – funktional, gleichwohl symbolträchtig.

Von allem etwas – kulturelle Angebote

Was machen „die da oben“ so? Um dafür ein Gefühl zu bekommen, gibt es folgende Gelegenheit: Nach einer Einführung können Interessierte einer Plenarsitzung beiwohnen und im Anschluss ein persönliches Gespräch mit einigen Abgeordneten führen.

Für wen Politik nichts ist, kann sich mittels organisierter Führungen auch der dortigen Kunst und Architektur widmen. Wer sich besonders für den dunklen Teil der deutschen Geschichte interessiert, der ist mit einer Führung zum Gedenkbuch des Landtags gut beraten. Der thematische Schwerpunkt liegt hierbei auf der Verfolgung, Verhaftung und Ermordung südwestdeutscher Abgeordneter während der NS-Zeit.

Ein abwechslungsreicher Fakt am Ende: Politisch unbeteiligte Menschen im antiken Griechenland nannte man „idiotes“. Die abgewandelte Bezeichnung wird heutzutage alternativ verwendet. Doch mit etwas Aufgeschlossenheit und Neugier ist sicherlich für jeden etwas dabei, hier „im Herzen des Ländles“!

Ein Beitrag von Maria Rau

 

 

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