Der Schicksalsbrunnen: Anna Sutters Vermächtnis

Der Schicksalsbrunnen: Anna Sutters Vermächtnis

Zwischen Liebe und Leid: Das dramatische Schicksal der beliebten Opernsängerin Anna Sutter. Anna Sutter galt als talentierte Opernsängerin, die nicht nur durch ihre damaligen Auftritte, sondern auch jenseits der Bühne durch ihren untypischen Lebensstil auffiel. Die Schweizerin entwickelte sich 1892 in Stuttgart schnell zum Publikumsliebling. Durch ihre Rollen als Carmen und Salome wurde sie zur Ikone. Ihre bemerkenswerte Bühnenpräsenz und erotische Darstellung sorgte trotz unkonventioneller Art für Begeisterung. Trotz ihres skandalösen Privatlebens war sie sehr beliebt. Dieses war von wechselnden Liebesaffären, hohen Schulden und zwei unehelichen Kindern geprägt. Ihr Leben fand 1910 ein tragisches Ende. Die Opernsängerin ruhte am 29. Juni 1910 nach ihrem gestrigen Auftritt in ihrer Wohnung in der Schubartstraße 8 aus. Ein ehemaliger Partner der Diva, Dr. Aloys Obrist, ein Schweizer Hofkapellmeister, beschloss zu dieser Zeit, zu Anna Sutter zurückzukehren, obwohl diese ihm zuvor den Laufpass gegeben hatte. An jenem schicksalshaften Tag wurde er jedoch zunächst mit einem großen Blumenstrauß in der Hand vom Dienstmädchen abgewimmelt. Doch das sollte Obrist nicht aufhalten. Er drang in die Wohnung, stürmte in das Schlafzimmer von Sutter und bat sie, ihn zurückzunehmen. Sie lachte nur und wies ihn ab. Plötzlich zog der Hofkapellmeister zwei Waffen und schoss Anna zunächst in die Schulter. Die zweite Kugel traf sie mitten ins Herz. Die Opernsängerin starb unverzüglich. Danach erschoss er sich selbst.

Die Stuttgarter Bürger sowie der Kunstbetrieb Stuttgarts waren zutiefst erschüttert. So erinnert bis heute ein Brunnen nicht nur an die Opernsängerin, sondern auch an die Tragik der Liebe. Er befindet sich am Ausgangspunkt des damaligen Trauerzuges, dem Kulissengebäude der Oper Stuttgarts. Der sogenannte „Schicksalsbrunnen“ ist ein beeindruckendes Jugendstil-Kunstwerk, das sich im Innenhof des Staatstheaters Stuttgart befindet. Er wurde im Jahr 1914 von dem Bildhauer Karl Donndorf geschaffen und erinnert bis heute an Anna und ist von ihrem facettenreichen Leben inspiriert. Der Brunnen besteht aus einer kreisrunden Steinanlage mit einer zentralen Brunnensäule, auf der Figuren platziert sind, die verschiedene Aspekte des Lebens darstellen. Die linken Figuren symbolisieren die universellen Themen von Geburt, Jugend, Liebe, Alter und Tod. So zeigen sie ein Neugeborenes, das von einer Mutter gehalten wird, ein junges Paar, das die Schönheit der Liebe darstellt, sowie einen alten Mann, der von einer nachdenklichen Frau begleitet wird und das unvermeidliche Ende des Lebens andeutet.

Die Komposition vermittelt, wie alle Lebensphasen untrennbar miteinander verbunden sind und den ewigen Kreislauf des Schicksals formen. Karl Donndorf hatte die Intention, mit dem Schicksalsbrunnen eine philosophische Botschaft zu übermitteln: Er wollte die Betrachter zum Nachdenken über die Vergänglichkeit des Lebens und die tiefen emotionalen Erfahrungen anregen.

Ein Beitrag von Mia Vranjes, Annika Wertz und Katharina Lausterer

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