„Landesgeschichte(n)“ im Haus der Geschichte

„Landesgeschichte(n)“ im Haus der Geschichte

Oder: Kriege, Koffer, Kochrezepte

Koffer zum Reinsetzen – wo gibt’s denn sowas? Die Antwort: In der Dauerausstellung „Landesgeschichte(n)“ im Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Doch dazu an späterer Stelle mehr. Auf einer Fläche von 2100 qm bietet die Dauerausstellung einen interessanten Einblick in die abwechslungsreiche Geschichte des deutschen Südwestens. Neben staatsgeschichtlichen Ereignissen kommt auch die Alltagskultur nicht zu kurz. Nach der Devise „Das Beste zum Schluss“ wird am Ende der Ausstellung unter anderem das von der EU geschützte Rezept für original schwäbische Maultaschen „verraten“. Nicht-Schwaben und Kochmuffel seien jedoch beruhigt. Auf den zwei Ebenen des Gebäudes ist für jeden etwas dabei.

1500 Exponate – Diese Zahl spricht für sich

Das Museum bietet eine große Auswahl und Vielfalt an Objekten. Angefangen bei Büsten Napoleons über Uniformen, Gemälde, Plakate und Alltagsgegenstände aus den einzelnen Zeitabschnitten bis hin zu vielen privaten Fotos von bekannten und unbekannten Menschen. Langweilig wird es hier also definitiv nicht, denn es gibt überall etwas zu entdecken. Besonders Gegenstände aus dem Haushalt oder Spielzeug sind sehr interessant. Jeder Besucher kann so direkte Bezüge zu seinem eigenen Leben ziehen und sich angesprochen fühlen.

Ein szenographisches Konzept, das sich sehen lassen kann!

Besonders positiv hervorzuheben ist das szenographische Konzept. Die verschiedenen Räume sind thematisch und ästhetisch an die jeweiligen Zeitabschnitte angepasst. So ist beispielsweise die Zeit der Revolution von 1848 dunkelgrau gehalten und mit einem Boden aus Steinplatten versehen, von denen einige beim Darübergehen wackeln. Aus dem Hintergrund ist Menschengeschrei zu hören. Diese Gestaltung korrespondiert mit der Aufbruchsstimmung und den unsicheren Verhältnissen der damaligen Revolutionszeit. In jedem Raum fühlt man sich sinnlich wie in eine neue „Welt“ versetzt.

Nun zu den anfangs angesprochenen Koffern zum Reinsetzen, die sich relativ am Ende der Ausstellung befinden. In jedem Koffer kann man sich die Geschichten von Menschen anhören, die seit dem Ende des 2. Weltkrieges in den Südwesten geflohen oder eingewandert sind. Mit Fotos und persönlichen Gegenständen werden diese Lebensgeschichten konkretisiert. So wird Geschichte individualisiert und mit verschiedenen Sinnen erfahrbar.

Moderne Medien und Multimedialität im Museum

Bereits in der Eingangshalle befindet sich auf dem Boden eine große digitale, begehbare Landkarte mit den Herrschaftsgebieten von 1790. So kann man sich direkt am Anfang einen ersten territorialen Überblick über den deutschen Südwesten verschaffen. Passend zur fortschreitenden Zeit werden nach und nach mehr Medien eingebunden und die Technik wird immer moderner. Durchgängig ist in jedem Raum ein Bildschirm an der Wand, der die Karte Baden-Württembergs zeigt und mit einem Hebel an der Seite verstellbar ist. Je nach Zeit, zeigt die Karte ein anderes Thema, wie die Entwicklung der Herrschaftsgebiete. Das neuste Medium ist eine App namens „InGe“. Mit „InGe“ kann man während der Ausstellung quizzen, diskutieren und sogar durch das Hochladen von Fotos Teil der Ausstellung werden.

Und für wen lohnt sich ein Ausstellungsbesuch?

Kurz gesagt: für jeden. Einheimische, Besucher, Zugezogene oder wie man hier sagt „Neigschmeckte“, werden alle auf Ihre Kosten kommen. So gibt es zusätzlich zur Dauerausstellung immer wieder interessante Sonderausstellungen. Aktuell ist das die Sonderausstellung „Hass“ aus der Ausstellungs-Trilogie „Gier, Hass, Liebe“. Einem informativen und interessanten Nachmittag steht somit nichts mehr im Wege.

Von Maike Deutscher

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