Warum unverpackt?
Man muss kein Umweltaktivist sein, um zu wissen, dass der aktuelle Plastikkonsum unserer Erde schadet. Laut Dr. Kim Detloff, dem Leiter des NABU-Teams für Meeresschutz, bestehen etwa 75% des gesamten Meeresmülls aus Kunststoffen. „Nach Angaben des Umweltprogramms der vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe. Doch was wir sehen ist nur die Spitze des Eisbergs, mehr als 90 Prozent der Abfälle sinken auf den Meeresboden und bleiben unserem Auge verborgen. Plastik ist im Meer nahezu unvergänglich, nur langsam zersetzt es sich durch Salzwasser und Sonne und gibt nach und nach kleinere Bruchstücke an die Umgebung ab.“, so der Experte.
Diese Tatsache zieht erhebliche Folgen für die Meereslebewesen mit sich: es sterben jährlich etwa 135.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögel durch beispielweise das Verstopfen ihres Verdauungsapparates aufgrund von Plastik, wodurch sie mit vollem Magen verhungern. Weiterhin werden während des Zersetzungsprozesses von Plastik gefährliche Inhaltsstoffe freigesetzt, welche nachhaltig sowohl Erbgut als auch Hormonhaushalt der marinen Lebewesen beeinflussen können. Doch nicht nur Tiere sind betroffen – „Erst in den letzten Jahren wurde bekannt, dass auch viele Kosmetikprodukte Plastikpartikel enthalten. Laut der NABU-Studie zu Kosmetikprodukten und Putzmitteln werden jährlich durch die Nutzung ca. 1.000 Tonnen Mikroplastik in das Abwassersystem eingeleitet.“
Auf diese alarmierenden Fakte kann reagiert werden. Wer seine Einkäufe in eigenen Taschen verstaut und so auf den Konsum weiterer Plastiktüten verzichtet, geht bereits einen wichtigen Schritt. Doch der Blick in die Regale der meisten Supermärkte zeigt, dass Plastik immer noch stark als Verpackungsmaterial verbreitet ist. Jens Peter Wedlich bietet eine Alternative.
Der Laden selbst
Der von der „dunklen Seite der Macht“ stammende, ursprünglich in der Chemie- und Mineralölbranche tätige, engagierte sich privat immer wieder bei Greenpeace Stuttgart und kam so zum ersten Mal mit dem Thema Plastikmüll in den Meeren in Kontakt. 2016 manifestierten sich schließlich seine Überzeugungen: er eröffnete den Unverpackt-Laden Schüttgut. Damals bestand das Sortiment aus 300 Produkten, heute sind es 850 Produkte auf 53 qm Verkaufsfläche.
Die Basis seines Unternehmens bildet Wertschätzung in jeglicher Hinsicht. So sind die angebotenen Produkte bio-zertifiziert, um dem Konsumenten eine gesunde, qualitativ hochwertige Ernährung zu ermöglichen. Mit seinen Lieferanten „fairhandelt“ Wedlich lieber – sie erhalten einen fairen Lohn. So kann sich der Kunde sicher sein, dass sein Geld auch jenen zugutekommt, die für den Abbau des Lebensmittels zuständig sind.
Das zugrundeliegende Prinzip des Unverpackt-Ladens ist recht einfach. Die dort vorzufindenden Produkte sind, wie der Name bereits verrät, unverpackt zu kaufen. Sie befinden sich in wiederauffüllbaren Behältern, was stetigen Reinigungsaufwand bedeutet. Der Käufer bringt sich eigene Behältnisse mit, um die Produkte seiner Wahl in gewünschter Menge abzufüllen. So wird darauf verzichtet, einzelne Waren mit Plastik zu verpacken. Es befinden sich also keine klar getrennten Portionen in den Regalen und der Kunde muss selbst entscheiden, welche Menge er kauft. Dies verändert nicht nur den Einkaufsprozess, sondern auch einiges, was diesem voraus geht; „Das Einkaufen unverpackter Lebensmittel braucht etwas Vorbereitung und Zeit.“, so der Eigentümer auf seiner Website https://www.schuettgut-stuttgart.de/wie-funktioniert-s/. Durch eine durchdachte Planung und das Auseinandersetzen mit dem, was man wirklich benötigt, wird „Zeit und Muße“ benötigt. Dies bringt die Sinnlichkeit mit dem Umgang von Obst und Gemüse, Getreide und Nudeln wieder zurück. Der Einkauf wird zur Erfahrung mit dem Lebensmittel und bringt Sie in einen anderen Umgang mit sich selbst und der Umwelt.“
Wer die Erfahrung des entspannten, besonnenen Einkaufens gern einmal selbst machen möchte, findet Schüttgut in der Vogelsangstraße 51 in Stuttgart West.
QuellenInterview mit dem Eigentümer des Ladens
https://www.schuettgut-stuttgart.de
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html
Autoren: Johanna Beecken, Adrienne Bloksma, Janina Lauer, Jennifer Lieb, Helene Tänzer